Der 22. Mai – und was es damit auf sich hat

Das Leben nimmt schon manchmal einen seltsamen Lauf. Heute ist ein ganz besonderer Tag für mich. Heute vor genau drei Jahren habe ich mich auf den Weg nach St.Jean-Pied-de Port gemacht. Am Ende dieses Camino, am allerletzten Tag habe ich am Ende der Welt meinen Camino-Freund Keith aus Texas kennengelernt. Keith hatte seinen Blog erwähnt. Und natürlich musste ich sofort reinlesen. In seinem Profil bezeichnet er sich als einen „Vagabond in my dreams.“ Da hab ich aufgehorcht. Eine verwandte Seele. Natürlich sind wir Freunde geworden.

Heute wollte ich eine ganz besondere Reise antreten. Am späten Vormittag hätte ich im Flieger nach Dallas gesessen. Diese Reise war lange geplant mit Keith’s Unterstützung. Weil er weiß, dass ich es nicht so mit Planung habe und meine Camino-Pläne in der Regel nur bis zur ersten Nacht gehen. Und danach läuft es schon.

Wir wollten gemeinsam mit Keith’s ebenfalls Camino-erfahrenen Freunden im Big Bend Nationalpark gemeinsam wandern. Danach wäre ich alleine durch Texas getourt. Das wäre mit Sicherheit ein abenteuerlicher Trip geworden. Natürlich denke ich mich Wehmut daran.

Vor wenigen Tagen habe ich meine Pilgersaison zu Hause gestartet und war mit einigen wunderbaren Menschen draußen im Wald für einen meditativen Themenspaziergang verabredet. Thema diesmal: „Ich vertraue der Kraft der Veränderung.“ Und dabei haben wir festgestellt, dass wir, obwohl die Welt doch gerade stillzustehen scheint, durch bewegte Zeiten gehen.

Bei mir macht sich das bemerkbar durch einige Menschen, die in meinem Leben ganz plötzlich auftauchen. Und das in einer Zeit, in der doch durch Corona der Kontakt sehr viel eingeschränkter ist. Von außen betrachtet erscheint das wirklich seltsam.

All diese Begegnungen haben ausschließlich etwas mit dem Pilgern zu tun. Einige Kontakte hat mir dieser Blog zugetragen. Ich teile derzeit meine alten Posts vom Camino 2017 in den einschlägigen Facebook-Gruppen; es kann ja gerade niemand unterwegs sein. Und dadurch schließe ich neue Freundschaften, nicht nur virtuell. Längst Vergangenes wirkt sich also auf mein jetziges Leben aus. Wir sind eben immer auf dem Weg.

Um wieder zum Anfang zurückzukommen: Wäre ich Keith nicht begegnet, der mich ermuntert hat, meine Camino-Geschichte zu erzählen, würde es diesen Blog überhaupt nicht geben. Dafür – und für vieles andere bin ich ihm dankbar. Und Texas läuft nicht davon, genauso wenig wie der Camino.

 

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