Tag 14: Castroverde – Lugo (22 km)
Heute ist Familientag. Die ganze Primitivo-Familie trifft sich in Lugo.
Ein bisschen wehmütig gehe ich am Morgen los. Eine ganze Zeitlang bin ich allein. Zwischendurch kommen mal Leo, Charly und ein paar andere Pilger vorbei. Die ohne Namen habe ich auch schon oft getroffen. Sie gehören alle zum „Tribe“. Man grüßt sich, lacht sich zu. Wir haben alle Höhen und Tiefen durchlebt, jeder auf seine Art. Aber wir sind über dieselben Berge und durch dieselben Täler gegangen.
Die Etappe ist relativ flach und einfach. Um 12 Uhr bin ich bereits in Lugo. Zwischendurch überholt mich ein Läufer. Ihn treffe ich bereits den dritten Tag in Folge. „It‘s you, again!“ entfährt es mir. Er lacht bloß und zieht locker an mir vorbei. Auf dem Weg nach Lugo hoch in die Altstadt kommt er mir entgegen. Ich halte an für ein kleines Schwätzchen von Pilger zu Pilger und erfahre, dass er tatsächlich bis Santiago joggt.
Nach dem Einchecken in der öffentlichen Pilgerherberge steht eine Stadtbesichtigung an. Ich komme bis zum Tourismus-Büro, danach sehe ich die ungarischen Freunde und Charly in der Bar sitzen. Natürlich bleibe ich auch erst mal hängen. Überhaupt komme ich nicht sehr weit. Jeden Meter treffe ich auf weitere bekannte Gesichter. Es ist ein bisschen wie Heimkommen.
Und dennoch kommen auch hier kommen neue Begegnungen dazu. Ich verbringe anderthalb Stunden in einer Bar mit Anne aus Südafrika, die eine Odyssee über drei Caminos innerhalb von zwei Wochen hinter sich hat, Norte, Frances und Primitivo. Sie ist hin und her gesprungen aufgrund der Beschaffenheit des Wegs und der Hitze. Ihre Füße sind geschwollen, und sie weiß nicht, ob sie die letzten hundert Kilometer von Lugo aus schafft. Vermutlich ist es aber auch völlig unerheblich. Sie ist auf dem Weg. So oder so.
Nach all dem werde ich mich erstmal zur Siesta zurückziehen. Bin gespannt, ob wir heute Abend im Restaurant wieder Tische anbauen müssen.
vagabunterlebendotnet 