Ein Thema, über das sich so häufig wie bei keinem anderen die Geister scheiden und teilweise hitzig debattiert wird, ist die Frage nach der Ausrüstung. Ich selbst hatte, bevor ich zum ersten Mal auf den Camino de Santiago aufgebrochen bin, eine mehr oder weniger romantische Vorstellung davon, wie es wohl sein würde, mit ganz wenig Gepäck und nur dem Nötigsten unterwegs zu sein. Im Geiste sah ich mich einen federleichten Rucksack lässig über die Schulter werfen und leichtfüßig auf Schusters Rappen durch die spanische Prärie tänzeln. Allerdings hatte ich so meine Schwierigkeiten mit der Bewertung dessen, was denn nun das Allernötigste sein könnte. Verzicht üben ist einfach nicht meine Natur.
Um es kurz zu machen: Das unsanfte Erwachen kam spätestens am ersten Morgen, als ich versuchte meinen Rucksack aufzusetzen. Der eine oder andere kennt vielleicht den Film „Der große Trip“, in dem Reese Witherspoon alias Cheryl Strayed minutenlang mit einem monströsen Backpack kämpft, an dem sie hängt wie ein zappelnder Käfer, der versucht, wieder auf die Beine zu kommen. Ich muss bei dieser Szene immer wieder lachen, weniger über die Figur Cheryl Strayed als über mich selber.
Auf den ersten Pilgertouren hatte ich grundsätzlich mindestens zwei bis drei Kilo zuviel Gewicht im Rucksack. Bei der ersten Tour war das der wenig professionellen Ausrüstung geschuldet. Bei der zweiten kämpfte ich mich sentimentalerweise mit einem fünfzehn Jahre alten Rucksack , der in sich bereits 2,8 Kilogramm wog, durch die ersten zwölf Tage und hatte darüber hinaus jede Menge unnötigen Ballast, den ich mit Zähnen und Klauen gegen gutgemeinte Ratschläge verteidigte. Einer sagte mal zu mir: „Mit dem Rucksack kommst Du nie nach Santiago!“ – Nun ja, der wusste noch nicht wie zäh ich sein kann. – Dennoch: Kurz vor Burgos verschenkte ich meinen schweren und viel zu warmen Schlafsack und schickte eine Allwetterjacke, die ich nur der Pyrenäen wegen mitgenommen hatte, nebst einiger anderer unnötig eingepackter Ersatzkleidungsstücke nach Hause, wurde auf diese Weise etwa zweieinhalb bis drei Kilo los und tanzte fortan über den Camino. – Na ja, so ungefähr.
Für alle, die sich die – im wahrsten Sinne des Wortes – Beschwerlichkeit des Lernens durch eigene Erfahrung ein wenig erleichtern möchten, biete ich gemeinsam mit Andrea Albert (Pilgerbegleiterin und Naturparkführerin in der Region Vogelsberg) einen Workshop an. „Den Rucksack richtig packen lernen“. Dieser Workshop findet am Samstag, 02. April 2022, von 10 bis 17 Uhr in der Geschäftsstelle des Lutherweg 1521 e.V., Alsfelder Straße 1, 36329 Romrod (Vogelsbergkreis) statt.
Gemeinsam geben wir Antworten auf die Fragen, welche Ausrüstung es für welche Tour braucht, was man beachten sollte beim Kauf von Rucksack, Wanderschuhen und sonstiger Ausrüstung, wie man einen Rucksack richtig einstellt und vor allem dann auch packt. Wir werden Euch jede Menge Anschauungsmaterial aus unserem eigenen Fundus mitbringen. Und gerne kannst Du natürlich auch mit Deinem gepackten Rucksack kommen. Wetten, wir finden etwas, das Du zu Hause lassen kannst?
Information und Anmeldung zum Workshop: natur-albert@t-online.de. Anmeldeschluss ist der 21. März 2022. Weitere Informationen und Pilgerveranstaltungen findet Ihr auch im Programm „Pilgern + Wallfahren 2022“ des Bistums Limburg.
Ich freue mich, wenn wir uns sehen.