What we resist, …

Nach zwei Jahren Corona, so hat es den Anschein, hat die Welt sich kein bisschen weitergedreht. Noch immer diskutieren wir über Lockdown-Maßnahmen, Lockerungsmaßnahmen, über die digitale Ausstattung der Schulen, die Impfdebatte dreht sich im Kreis und manchmal frage ich mich, warum man denn hier in Deutschland den allerletzten Impfgegner partout überzeugen muss, wenn das Virus aus anderen Ländern, in denen vielleicht weniger Impfstoff für die Menschen übrig ist als es Impfwillige gäbe, wieder eingeschleppt wird. Wir leben in einer Pandemie. An anderer Stelle hatte ich über diesen eindrucksvollen und einfachen Vergleich eines amerikanischen Wissenschaftsjournalisten und Fernsehmoderatoren zur Maskenpflicht in Texas berichtet. „In einigen Bundesstaaten die Maskenpflicht abzuschaffen, während der Rest des Landes die Maskenpflicht aufrecht erhält, bedeute, eine Pinkelzone in einem Schwimmbecken einzurichten.“

Nur, um klar zu stellen: Ich selbst bin vollständig geimpft und geboostert, und ich stehe dazu. Aber ich sehe auch nicht, dass uns die Impfdebatte voranbringt. Nach zwei Jahren müsste eigentlich jedem klar geworden sein, dass wir niemals in einen Vor-Corona-Zustand zurückkehren können. Unsere Herausforderung ist doch, wie wir uns als Gesellschaft und als Menschheit so aufstellen, dass wir auf diesem Planeten überleben können. Wir haben aktuell so viele Krisen zu meistern. Und was machen wir? – Auf der Stelle treten, zetern, uns gegenseitig der Ignoranz beschuldigen, uns in Kleinkriegen verzetteln. All das bringt uns keinen Meter weiter.

Manch einer kennt das ja zur Genüge von sich selbst. Sobald etwas Unangenehmes um die Ecke gebogen kommt, versuchen wir erst einmal darauf zu reagieren, das Problem elegant zu umschiffen, auszuweichen. Zu Beginn der Pandemie gab es so viele kreative Ansätze. Wir haben uns der neuen Medien erinnert und diese so gut wie möglich genutzt, um das private und öffentliche Leben am Laufen zu halten. Erst einmal kreativ zu reagieren ist eine mögliche erste Anpassungsphase.

Nach einer Weile aber werden wir unruhig. Wir finden, dass es jetzt auch genug ist und möchten eigentlich schnellstmöglich wieder zurück in den früheren Zustand. Wir knüpfen unsere Hoffnung an Heilmittel oder an die Erwartung einer irgendwie wundersamen Wendung der Situation. Wenn die nicht kommt, dann fangen wir wütend an zu schimpfen, mental mit dem Fuß aufzustampfen und auf Biegen und Brechen wieder in unseren alten Trott kommen zu wollen. Ich glaube, dass wir mit der Pandemie gerade in diesem Zustand sind. Wütend und trotzig.

Vermutlich werden wir feststellen, dass wir uns in unserem Widerstand eins ums andere Mal eine blutige Nase holen. Irgendwann werden wir entweder resignieren, was ich nicht hoffe und auch nicht glaube, oder wir finden Wege, aus der Situation zu lernen und uns zu verändern. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass Widerstand uns nur auf der Stelle treten lässt. Wir werden das Problem nicht bewältigen oder beseitigen und uns aber selber ebenfalls nicht bewegen. Wir treten auf der Stelle.

Als ich mich 2017 auf den Pilgerweg gemacht habe, hatte ich ein Jahr zuvor zumindest erkannt, dass ich feststecke. Ich musste das anerkennen und auch willkommen heißen, um meinen nächsten Schritt nicht nur zu planen, sondern auch den Fuß nach vorne zu setzen. Ich steckte in einer beruflichen Situation, die mir nicht gefiel. Und während des Weges von St. Jean-Pied-de-Port nach Santiago de Compostela musste ich erkennen, dass es erst einmal andere Hindernisse aus dem Weg zu räumen galt. Die Dinge entwickeln sich eben einfach nicht so, wie ich es gerne hätte. Eines aber weiß ich gewiss: Wenn ich im Widerstand verharre, bleibe ich stecken. Oder auch, wie Carl Jung schon erkannte: „Wogegen du deien Widerstand richtest, dem schaffst du Bestand“.

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