Von Naumburg nach Eckartsberga

Nach acht Wochen sind wir nochmal für vier Tage auf die Via Regia zurückgekehrt. Ich habe kurzarbeitsbedingt ein kleines Zeitfenster und Bernd hat sowieso immer Zeit. – Beneidenswert.

Nach der Anreise mit dem Zug von Frankfurt am Main steigen wir um kurz vor 11 Uhr am Bahnhof Naumburg aus. Natürlich möchten wir einen Stempel und ein wenig Sightseeing machen. Ich bin ganz hingerissen von den Keramiken und kleinen Geschäften. Aber es hilft nichts: Wir haben 21 Kilometer vor uns, es ist inzwischen Mittag und … heiß.

Wir gehen von Naumburg über das Kloster Pforta, vorbei an der 600 Meter langen Klostermauer. Der erste Wegabschnitt beschenkt uns reich mit Schatten, bis wir hinter dem Kloster dann raus müssen ins Offene, in die Weinberge, an denen Trauben satt hängen. Saale-Unstrut- Wein: Ich kann mich nicht erinnern, den schon mal getrunken zu haben, werde das aber gerne nachholen. Allein mit den Lokalen, in denen selbiger ausgeschenkt wird zu Zeiten, zu denen wir das als Pilger benötigen, könnte es in der strukturschwachen Gegen schwierig werden.

In Bad Kösel herrscht reger Kurbetrieb am sogenannten Kuchenplatz. Hoch über der Stadt thront ein Gradierwerk, das wir allein schon wegen der zu erwartenden kühlen Salzluft aufsuchen. Beeindruckend auch die Stadt-beherrschende Holzkonstruktion zur Energieerzeugung. 

Hinter Bad Kösel geht es zwei Kilometer steil bergauf nach Fränkenau, dann ab Punschrau gibt es nur noch Asphalt, Hitze und kaum Schatten. Die Landschaft ist weit, ein wenig hügelig, abgeerntete Felder weit und breit. Meseta-Style. Wir bekommen in Punschrau eine letzte Chance auf ein Bett von einem netten Mann im LKW. „Ihr verpasst was“, meint er, als wir ablehnen. 

Von Punschrau zu unserem Tagesziel Eckartsberga sind es noch etwa neun Kilometer. Eigentlich kein Ding. Aber wir gehen ständig an der Straße entlang auf dem heißen Asphalt. Die Sonne knallt unerbittlich. Die Straße schlängelt sich durch Ortschaft mit Namen wie Spielberg, Zäckwar und Lissdorf. Poppel lassen wir links liegen. In Lissdorf hinter der Schweinemastanlage legen wir eine letzte Rast ein im Schatten einer Bushaltestelle. Dann müssen wir nochmal raus ins Offene für die letzten zwei Kilometer.

In Eckartsberga kommen wir im Hotel am Markt im Pilgerhostel unterm Dach unter. Die Wirtin lotst uns per Telefon dorthin. Der persönliche Kontakt bleibt uns erstmal verwehrt. Das Restaurant ist geschlossen, wie auch alles andere. Zum Döner , wo wir vielleicht noch eine Apfelschorle bekommen hätten, ist es zu weit. 

Zwei Pilgerinnen, Mutter und Tochter, mit denen wir uns das Zimmer teilen, sind schon vor Stunden angekommen.  Dass sie da sind, tröstet über den wenig empathischen Empfang per Telefon.

Immerhin: Wir bekommen morgen ein Frühstück.

1 Kommentar

  1. Some days are better than others but, if you look hard enough, deep enough and long enough, they’re all pretty good in the end. Enjoy your freedom hermana.

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