Wie geht man weiter, wenn scheinbar nichts mehr geht? – Genau das ist die Frage, die sich jeder Pilger auf dem Jakobsweg früher oder später stellt. Und genau das ist die Situation, in der wir uns in Zeiten von Corona befinden. Das öffentliche Leben ist eingefroren, soziale Kontakte sind auf ein Minimum beschränkt oder können gar nur noch virtuell stattfinden, die Wirtschaft liegt lahm und viele geraten in Existenznot. Und die Berufsgruppen, die aktuell buchstäblich den Laden am Laufen halten, wie Pflegekräfte, Ärzte, Supermarktangestellte und Polizei, sind körperlich und psychisch am Anschlag.
Was die momentane Situation vom Camino unterscheidet ist die Tatsache, dass wir derzeit überhaupt nicht wissen, wohin wir gehen. Es gibt keine gelben Pfeile, die uns ganz klar die Richtung vorgeben. Wir wissen nicht einmal genau, wie weit der Weg ist und wie lange die Corona-Krise uns noch im Griff hält.
Aktuell sieht es so aus, als würde die Kontaktsperre in Deutschland noch weitere 21 Tage dauern. Einundzwanzig Tage sind ein Zeitraum, der geeignet ist, um Veränderungsprozesse anzustoßen, alte Gewohnheiten abzulegen und neue Lösungen zu finden.
Mit meinen 56 Jahren habe ich ja schon einige Krisen überstanden. – Nun mag einer denken, dass so etwas wie bisher ja noch nie dagewesen ist. Aber es ist doch häufig so mit Krisen: Plötzlich stehen wir vor einer völlig neuen Situation und müssen irgendwie damit umgehen.
Wenn wir alle schon so massiv aufgefordert sind, buchstäblich die Welt anzuhalten, um zu betrachten, was wir so anrichten, so ist es sicher keine gute Idee sich dagegen aufzulehnen, sich schmollend in einer Ecke zu verkriechen oder gar, nach dem Motto „Jetzt erst recht“, alle Vorsichtsmaßnahmen zu ignorieren. Wir alle haben die Wahl. Wir können mit der Krise gehen, im Fluss bleiben.
Also: Ich nehme die Herausforderung an. Ich begebe mich auf den derzeit einzig möglichen Pilgerweg: den Weg nach innen. Einundzwanzig Tage lang werde ich der Frage nachgehen, wie ich die Krise meistere, und mich an dieser Stelle alle drei Tage zu Wort melden.
Ich würde mich freuen, wenn Ihr mich auf dem Weg begleitet und wir gemeinsam der Frage nachgehen, wie wir die Richtung finden, wenn wir ja gar nicht so recht wissen, wo die Reise hingehen soll. Bringt gerne Eure Ideen und Anregungen dazu über die Kommentarfunktion ein oder schreibt eine Email! Ich freue mich über Eure Nachricht.
Meine erste Station auf der Reise wird, ebenso wie auf dem Camino, die Vorbereitung bzw. die Ausrüstung sein: Welche Ressourcen stehen mir zur Verfügung. Was kann ich, was muss ich lernen, wo brauche ich Unterstützung?
Wir lesen uns in drei Tagen wieder. Bis dahin habt einen guten Weg und „Buen Camino“!