Ich bin mal wieder unterwegs. Diesmal hab ich mich für Wandern auf Rügen entschieden. An der Ostsee war ich bisher noch nie.
Ich muss gestehen, dass ich für die acht Tage hier einen Riesenkoffer mitgeschleppt habe. Yogamatte, Schuhe, Klamotten für -fast – jede Gelegenheit, Ich ahne aber schon nach einem Tag, dass ich wohl doch nur wandern möchte. Weil es mir nämlich aus unerfindlichen Gründen ein Lächeln ins Gesicht zaubert, das mir von nahezu allen Menschen, denen ich begegne, zurückgespiegelt wird.
Heute bin ich von Binz aus über den Uferweg nach Sellin gegangen. Der Weg führt durch Buchenwälder, mit atemberaubenden Ausblicken auf die Ostsee. Das Rascheln des Herbstlaubs musste ich mit einer Voice Record App aufnehmen. Ich besitze solche Aufzeichnungen von meinen schönsten Wanderungen. Und wenn mir danach ist, höre ich sie mir an. Sie bringen mir sofort die Körpererfahrung zurück.
Die Seebrücken in Binz und Sellin haben es mir angetan. Vor allem in Binz hatte ich heute früh das Gefühl, geradezu in die Ostsee hineingezogen zu werden. Die Länge der Brücke, vor allem wenn man allein darauf ist, vermittelt ein Gefühl von Weite und Glückseligkeit.
Auf dem Rückweg von Sellin komme ich mit einem Ehepaar aus Ostdeutschland ins Gespräch. Die beiden kennen die Gegend noch aus glücklichen Kindertagen wie ihre Westentasche. Leider, so erfahre ich, sind die Grundstückspreise, gerade in Binz, so gestiegen, dass die Einheimischen sie sich kaum noch leisten können. Im Winter ist die Arbeitslosenquote hier bei 75 Prozent, sagt mir der Mann. Nicht gerade das, was einem unter nachhaltigem Tourismus vorschwebt. Schade.
Die Wege allerdings sind sehr gut gepflegt und bestens ausgeschildert. Genau das richtige für Leute wie mich, die nicht gerne mit einer Karte oder Wander-App losgehen.