Dass der Wald etwas Erneuerndes und zutiefst Heilsames hat, habe ich schon als kleines Kind gespürt. Freilich war es mir nicht bewusst. Doch immer, wenn ich etwas auf dem Herzen hatte, bin ich für einen ganzen Nachmittag im Wald verschwunden, hab mich an den See gesetzt, den Enten gelauscht und auch die eine oder andere Sorge mit ihnen geteilt.
Heute hatte ich Gelegenheit, mit einer bunt zusammengewürfelten Gruppe von Menschen aus der Umgebung in die Atmosphäre des Taunus-Waldes bei Oberursel einzutauchen. „Waldbaden“ nennt man das heutzutage. Das Erfahren des Waldes mit allen Sinnen. Absichtslos. Am Nachmittag haben wir uns alle gemeinsam im Schweigen auf den Weg gemacht.
Anfangs ist alles noch ein wenig unruhig. Doch als wir den Hauptweg verlassen und über schmale Pfade quer durch den Wald gehen, da kehrt auf einmal Stille ein. Nicht die Stille, die durch das Schweigen entsteht. Sondern die Stille, die erfahrbar wird, wenn du auf die natürlichen Geräusche ringsherum achtest, das Flüstern des Windes in den Blättern und das Murmeln des nahe gelegenen Bachs. Das dumpfe Trappeln der Schritte auf dem weichen Waldboden und das Rascheln der Blätter, Knacken der Zweige unter jedem behutsam aufgesetzten Schritt.
Auf einmal gibt es nichts mehr zu tun. Du hast Zeit, Bäume zu berühren, Dich auf einen abgestorbenen Ast zu setzen, mit Zweigen, Blättern und Rinde zu spielen, zu berühren und zu riechen. Alle Sorgen und Nöte sind wie weggeblasen, es zählt nichts, außer der gegenwärtigen Erfahrung.
Irgendwo auf dem Weg begegnet mir mein neuer Wanderstab. Ganz zufällig und zuverlässig wie ein guter Freund. Den nehme ich mit. Er bleibt jetzt den Sommer über im Auto und wird mich künftig auf meinen abendlichen Spaziergängen durch den Wald begleiten.